Wieso darf er und sie nicht? Und hat sie trotzdem – oder doch nur er?
Der mondäne Ball im Savoy stellt die junge Ehe der Faublas auf die Probe und klassische Rollenbilder auf den Kopf. In den Hauptrollen dieser verrückten, verjazzten, verspielten Berliner Operette: Frederike Haas und die Geschwister Pfister.
Verliebt wie am ersten Tag kommt das Ehepaar Faublas von seiner einjährigen Hochzeitsreise zurück an die Côte d‘Azur. Doch kaum zu Hause wird der frischgebackene Ehemann Aristide von seiner Vergangenheit in Form eines Telegramms seiner Ex-Geliebten Tangolita eingeholt. Er hatte ihr bei der Trennung leichtfertig ein Souper auf dem legendären Ball im Savoy versprochen, das sie nun einfordert – und zwar just an diesem Abend. Er ist zwar ein wenig aus der Übung, aber mit Hilfe seines Freundes, dem türkischen Attaché Mustapha Bey, gelingt es Aristide, seine Frau von den unschuldigen Absichten seines Ballbesuchs zu überzeugen. Glaubt er … Paul Abrahams „Ball im Savoy“ war der dritte große Erfolg in Folge, der den Komponisten zum unbestrittenen Star am Berliner Operettenhimmel machte. Nach „Viktoria und ihr Husar“ und „Die Blume von Hawaii“ versammelte er in „Ball im Savoy“ alles, was die Operette seiner Zeit ausmachte: Witz, Ironie, Erotik, Exotik, Nonsens und dazu eine Musik, die vom lasziven Walzer über jazzige Tänze bis zum dadaistischen Duett fast alles aufzubieten hatte.
Nur wenige Wochen nach der Premiere im Dezember 1932 in Berlin wurde dem Komponisten der Zugang zu den Vorstellungen am Metropoltheater verwehrt: Die Nationalsozialisten waren an die Macht gekommen und hatten für den Juden Abraham keinen Platz mehr im Theater. Der kulturelle Kahlschlag, der durch die Nationalsozialisten in Gang gesetzt wurde, ist hinlänglich bekannt. Weniger bekannt ist, dass durch ihre Eingriffe nicht nur die Entwicklung des überaus lebendigen Genres Operette jäh und unwiederbringlich abgebrochen wurde, sondern dass ihre Ästhetik auch jahrzehntelang den Blick auf das Genre verstellt hat. Denn auch nach dem 2. Weltkrieg wurden Jazz-Anklänge aus den Werken verbannt, deckten breite Streicherteppiche jede schräge Note zu, verhinderten große Opernstimmen die Zwischentöne der witzigen Texte. Alles Politische, Freche, Erotische war nach wie vor in den Operetten nicht zu finden, die fortan als altmodisch und verstaubt galten.
Dass dem nicht so ist, haben in den letzten Jahren nicht nur viele Wissenschaftler herausgefunden, sondern auch schon zahlreiche Bühnen unter Beweis gestellt. Das Staatstheater Nürnberg folgt dieser historisch informierten Aufführungspraxis und steht mit dem Team um Stefan Huber und mit der Besetzung der Geschwister Pfister in den Hauptrollen für eine lebendige und aktuelle Operette ein.